Die diachronische Sprachforschung kann ihren Aufgaben durch ein bloßes Feststellen von sprachlichen Erscheinungen nicht gerecht werden. Die Sprache ist kein von der Welt getrenntes kybernetisches System, sondern Sprache ist immer Mittel menschlicher Kommunikation. Sprache ändert sich also, wenn sie den kommunikativen Anforderungen nicht mehr gerecht werden kann Diese Faktoren blieben bisher meistens von den diachronischen linguistischen Forschungen älterer Sprachschichten unberücksichtigt. Die Politik ist ein außerlinguistischer Faktor, der wiederum mit dem Sprachprestige zusammenhängt. Während aber die Sprache des Nationalsozialismus oder die der DDR eingehend untersucht wird, sieht man von der älteren Geschichte der deutschen Sprache ab. Die oben genannte Tendez ist aber nicht neu. Diese Arbeit soll also beweisen, dass die Bindung zwischen Sprache und Politik keine neue Erscheinung ist und selbst geschlossene Systeme, wie etwa das hier untersuchte graphematische System beeinflussen kann (oder zumindest konnte). Das kleine Herzogtum hat nämlich im 16. und 17. Jahrhundert seine schlesische Schriftsprache (also Ostmitteldeutsch) zugunsten eines oberdeutsch (österreichisch und bairisch) geprägten Schriftdialektes aufgegeben. An diesem Wechsel waren nicht irgendwelche linguistischen Prozesse schuld, sondern einfach die Ergebenheit dem Kaiser und die Dankbarkeit dem Herzog von Bayern gegenüber. Über eine Einwanderung aus den oberdeutschen Gebieten kann keine Rede sein, denn solche hat es in Oberschlesien nicht gegeben.
Dabei hat die vorliegende Arbeit zum Ziel, das Herzogtum Teschen als ein noch von Sprachhistorikern unbearbeitetes Gebiet für die frühneuhochdeutschen Forschungen zu erschließen.