Fließende Identitäten
Die deutsch-polnischen Autoren mit Migrationshintergrund nach 1989
Die gegenwärtige Literatur lässt sich sprachlich oder kulturell nicht unbedingt eindeutig verorten. Die Grenzen zwischen Kulturen und Identitäten werden fließend, die Identitäten hybrid bzw. individuell (re)or-ganisiert sowie konstruiert. Die vorliegende Publikation beschäftigt sich mit einem Ausschnitt des relativ neuen literarischen Phänomens, das in der Literaturwissenschaft mit dem Begriff „Migrantenliteratur" bezeichnet wird. Die deutsch-polnischen Autorinnen „mit Migrationshintergrund" (Artur Becker, Magdalena Felixa, Sabrina Janesch, Radek Knapp, Dariusz Muszer und Adam Soboczynski), deren Prosawerke im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen, positionieren sich frei innerhalb des europäischen Kulturraumes, entziehen sich nationalen und kulturellen Zugehörigkeiten (zugunsten den transnationalen) und brechen monokulturelle Entwicklungen auf. Sie werden zu „modernen Nomaden", die ihren Wohnort freiwillig wählen und einen wichtigen Beitrag zu den zeitgenössischen europäischen Literatur- und Kulturbeziehungen leisten. Die Literatur der deutsch-polnischen Autorinnen „mit Migrationshintergrund" wird zu einem sich in Bewegung befindenden sowie von Transnationalisierungsprozessen geprägten Ort des Übergangs, in dem stabile, kulturelle Inhalte sowie homogene nationale Identitäten aufgegeben werden können und das Deutsche, einstmals eine Kommunikationssprache in Ostmitteleuropa, seine historische, über die deutsche Staatlichkeit hinausgehende Wirkung und Funktion zurückgewinnen kann.
Dr. Agnieszka Palej ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Adjunktin) in der Literaturabteilung des Institutes für Germanistik der Jagellonen-Universität in Krakow/Polen. Forschungsschwerpunkte umfassen Literatur im Kontext der Migration, deutsch-polnische sowie österreichisch-polnische Literatur-und Kulturbeziehungen.